Hochtourenwochenende Brandenburger Haus vom 11. - 14.08.23 mit Robert Schneeberger

Der Bericht wurde von einer Teilnehmerin geschrieben.

Tag 1:

Nach einer kurzen Einkaufstour, bei der wir noch schnell ein Paar Bergschuhe kaufen mussten, starten wir zu siebt um ca. 11:30 Uhr vom Parkplatz (ca. 1700 m) über dem Gepatschhaus in Richtung Gepatschferner. Es ist sehr sonnig und die Steine glitzern im Sonnenlicht. Nach einem kurzen Marsch – beim Abstieg am vierten Tag kommt uns der Weg endlos vor – erreichen wir den Gletscherbruch. Dort legen wir die Steigeisen an. Ohne uns anzuseilen, da die beeindruckenden Spalten sichtbar sind. Rechts neben uns rauscht ein Schmelzbach hinunter. Hochmotiviert klettern wir ein wenig zu hoch, müssen dann aber zum weiter unten liegenden Weg zurückkehren. Schließlich finden wir den richtigen, aber steilen Weg zur kleinen Rauhekopfhütte und kehren dort gegen 14:30 Uhr zu Kaffee und Kuchen ein. Dort lernen wir, dass der nachmittägliche Kuchen an den folgenden Tagen obligatorisch wird.

Der Weg über den kleinen Rauhen Kopf führt uns zurück auf den Gepatschferner. Dort geht es ohne Steigeisen und mit geringer Steigung gemächlich weiter. Wegen der Hitze sind wir im T-Shirt, manche von uns sogar in kurzen Hosen, unterwegs. Wir springen über tausende Bächlein, die sich durch die Schmelze gebildet haben, und bemühen uns, trockene Füße zu behalten. Das ist gar nicht so leicht, da uns das atemberaubende Panorama immer wieder ablenkt. Ab etwa 2900 m liegt noch Schnee, weshalb wir uns erneut anseilen. Der Weg weist viele Spalten auf. Die großen umgehen wir, die kleinen überqueren wir. Fast jeder aus der Gruppe sinkt mindestens einmal etwas ein, was jedoch wegen der Kühlung durch den Schnee nicht unangenehm ist. Auf dem Gletscherweg erblicken wir bald das abgelegene Brandenburger-Haus (3277 m). Das letzte Stück zwischen Gletscher und Hütte gestaltet sich wegen der schweren Rucksäcke nochmals als anstrengend. In dieser Höhe ist die Luft spürbar dünner und das Herz schlägt kräftig. Um 18:00 Uhr erreichen wir die Hütte, rechtzeitig zum Abendessen. Nach einem beeindruckenden Sonnenuntergang, den einige aus der Gruppe von der Dahmannspitze (3401 m) aus beobachten, lassen wir den Abend bei tschechischem Bier ausklingen. Insgesamt war die Tour anstrengend (1500 hm, 25 T Schritte, 19 km), jedoch leicht und landschaftlich äußerst abwechslungsreich. Das Wetter war durchweg sonnig und heiß.

Aufstieg in das Kaunertal

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Gepatschferner

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Gepatschferner

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Sonnenuntergang Brandenburger Haus

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Sonnenuntergang Brandenburger Haus

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Tag 2:

Nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir um 7:15 Uhr vom Brandenburger-Haus (3277 m) auf. Da der Schnee noch gefroren ist, schreiten wir mit unseren Steigeisen mühelos zur mittleren Hintereisspitze (3451 m). Die Sonne blitzt hinter den Bergspitzen hervor und lässt den Schnee funkeln. Bald wird es wieder heiß. Nachdem wir unsere Steigeisen angepasst haben, erklimmen wir den ersten Gipfel des Tages. Dabei versuchen wir uns am Bergsteigen mit Steigeisen auf einem eigentlich steinigen, einfachen Untergrund. Der Aufstieg über die Kante erfordert Gleichgewichtsinn. Für mich ist das Klettern auf den Steinen mit Steigeisen eine neue Erfahrung. Oben angekommen werden wir mit einer selbst mitgebrachten Jause und einem beeindruckenden Blick auf den Hintereisferner und den Similaun belohnt.

Beim Abstieg wird es wegen des steilen Terrains noch einmal spannend. Aus der bisher leichten wird eine mittelschwere Hochtour mit Kletterstellen im 2. Grad. Ich fühle mich trotzdem oder genau deswegen sehr wohl. Nach einigem hin und her seilt uns Robert über eine steile Eisflanke an einer Eissanduhr ab. Während Robert eine Reepschnur zurücklässt (wir erfahren am nächsten Tag, dass zwei andere Gruppen die Eissanduhr ebenfalls genutzt haben), genießen wir den atemberaubenden Blick auf den ausgedehnten Gepatschferner. Anschließend setzen wir unseren Weg zur Hochvernaglwand (3433 m) fort. In der strahlenden Sonne schwitzen wir. Wir müssen uns ständig mit Sonnencreme einschmieren. Der relativ einfache Weg wird durch weitere beeindruckende Aussichten belohnt, darunter die Weißkugel. Nach einem ausgiebigen Mittagessen erleben wir auf dem Rückweg einen hüfthohen Einbruch in eine verdeckte Spalte. Ansonsten stapfen wir meditativ zur Hütte zurück. Der letzte Anstieg zur Hütte verlangt noch einmal nach unseren Kraftreserven. Am Abend werden wir wieder reichlich verköstigt. Leider setzt Regen ein, sodass keine Sonnenuntergangstour zur Dahmannspitze möglich ist. Als Ersatz genießen wir tschechisches Bier und ausgezeichneten Johannisbeerschnaps. Insgesamt war die heutige Tour weniger anstrengend (500 hm, 20 T Schritte, 15 km) und dank der Kletterpassagen besonders spannend. Bis zum Abend war das Wetter sonnig und die Ausblicke grandios.

Hintereisspitze

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Hintereisspitze

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Hintereisspitze

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Guslarspitze mit Blick auf die Vernagthütte

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Tag 3:

Wir entscheiden uns erneut für das früheste Frühstück um 6:00 Uhr und starten bei Sonnenschein mit etwas zu vollem Magen um ca. 7:15 Uhr. Der Boden ist auf unserem Weg zum Fluchtkogel (3494 m) noch gefroren. Ich darf führen, wobei meine Orientierungsfähigkeiten angezweifelt werden. Auf dem unschwierigen Weg über den Kesselwandferner in Richtung Nordosten strahlt uns die Sonne ins Gesicht. Durch das Dauergrinsen droht uns fast ein Zahnfleischsonnenbrand. Schnell sind wir nur noch im T-Shirt und mit hochgekrempelter Hose unterwegs. Das Gipfelglück auf dem Fluchtkogel erleben wir bereits um ca. 9:00 Uhr. Der Blick zurück auf die eisumgebene Hütte und die Wildspitze ist beeindruckend. Nach einem zweiten Frühstück steigen wir zahlreiche Höhenmeter auf dem Kesselwandferner in Richtung Osten ab. Wir überqueren etliche Spalten, bis wir wieder festen, steinigen Boden unter den Füßen spüren. Der Abstieg fällt uns leicht, doch der Höhenverlust ist bitter. Die wenigen Höhenmeter (ca. 300 hm) zur mittleren Guslarspitze (3128 m, leichte Bergtour) erweisen sich in der Hitze als anstrengend. Wir bewundern die sportlichen Bergschafe. Oben gönnen wir uns eine entspannte Mittagspause in der Sonne. Den Blick auf die Bergwelt vor uns können wir jedoch nur kurz genießen, da die Wettervorhersage für den Nachmittag ungünstig ist. Der Wanderweg zurück zum Gletscher ist nochmal anstrengend. Auf dem Gletscher zieht unsere Karawane auf dem stark ausgeaperten Gletscher langsam und entspannt der Hütte entgegen. Unter uns fließen erneut tausende kleine Schmelzbächlein und wir überqueren wieder viele Spalten. Auf der Hütte treffen wir um 15:00 Uhr ein. Wir stärken uns wieder mit Kaffee, Kuchen und Bier vom netten Nachbartisch. Zwei Mitreisende wollen es nochmal wissen und machen sich danach noch auf zur 124 hm höheren Dahmannspitze. Als Belohnung erhalten sie nasse Kleidung und einen beeindruckenden Blick auf die raue Landschaft. Nach ihrer Rückkehr klart der Himmel wieder auf und bleibt den ganzen Abend stabil. Nach dem Abendessen brechen wir alle daher nochmals zur Dahmannspitze auf, in der Hoffnung auf einen malerischen Sonnenuntergang, der jedoch ausbleibt. Den Abend verbringen wir gemeinsam mit Kartenspielen. Trotz der Anstrengungen war es ein schöner Tag (ca. 1200 hm, 32 T Schritte und 25 km).

Fluchtkogel

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Fluchtkogel

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Fluchtkogel

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Tag 4:

Da für den Nachmittag Regen vorhergesagt wird, verlassen wir an unserem letzten Tag bereits früh die Hütte, um die Weißseespitze (3518 m) zu erklimmen. Der Blick zurück zur Hütte macht wehmütig, da wir uns dort sehr wohlgefühlt haben. Das Gewitter der vorangegangenen Nacht hat die Schneedecke merklich ausgedünnt. Der verbliebene klägliche Rest wird aufgrund der hohen Temperaturen rasch matschig. Bei leichter Bewölkung queren wir den Gepatschferner, begleitet von unseren eigenen Stapfgeräuschen. Mehrere Seilschaften folgen uns, denn die Weißseespitze ist ein beliebtes Ziel. Auf dem Gipfel sind wir nicht allein. Die Aussicht ist atemberaubend. Von da an folgt jedoch ein langer Abstieg, bei dem wir aber eine Stunde auf die Wildspitze und den Taschachferner blicken dürfen. Wir steigen einen steilen Eishang hinab und können dabei an unserer Steigeisen- und Pickeltechnik feilen. Unten angekommen müssen wir wieder das Labyrinth an Schmelzbächlein überqueren. Es plätschert lange Zeit unter den Füßen dahin. Dann folgt der Abstieg zur Rauhekopfhütte. Hier gehen wir gleich wieder weiter zum Gletscherbruch. Wir bahnen uns einen Weg über die großen und tiefen Spalten und steigen lange Zeit auf dem Gletscher nach unten. Dabei begleitet uns das Geräusch des Eises unter unseren Steigeisen. Die letzten Höhenmeter auf die Gletschermoräne verlangen nochmal ein paar Schweißperlen. Es ist sehr heiß in der langen Hose. Einen schier endlos langen Weg geht es anschließend über die Wiesenpfade zurück zum Auto. Zu Kaffee und Kuchen fahren wir dann runter zum Gepatschhaus, wo wir Robert aufgrund einer Fortbildung zurücklassen müssen. Als wir uns an den Tisch setzen, beginnt es zu regnen – ein passender Abschluss nach den vier Tagen Sonnenschein. Aufgrund der ausgiebigen Tour (500 hm im Aufstieg, 35 T Schritte, 20 km, 1800 hm im Abstieg) sind wir zwar etwas erschöpft, aber gleichzeitig bester Laune. Die letzten Tage sind nicht zu übertreffen. Sowohl die abwechslungsreichen Touren als auch die Leute waren top. Die Gruppe hat super harmoniert und nach den vier Tagen kommt es so vor, als würden wir uns schon lange kennen. Robert bot uns die letzten Tage eine hervorragende Betreuung, kombiniert mit genau der richtigen Mischung aus Führung, Herzlichkeit und Humor. Dadurch war die Stimmung stets ausgezeichnet, und die täglichen Touren verliefen reibungslos. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Schneeberger-Sunshine-Tour!

Weißseespitze

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Weißseespitze

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Weißseespitze

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Abschied Brandenburger Haus

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Abstieg Rauhekopfhütte

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Gepatschferner

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